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Kreislaufwirtschaft in der Möbelindustrie

Möbelabfall

Möbelabfälle werden im Alltag seltener thematisiert als Foodwaste oder Plastikverpackungen, denn die meisten Menschen und Unternehmen sind seltener mit Möbelabfällen konfrontiert. Es ist daher ein nicht allzu breit bekannter Fakt, dass defekte, überschüssige und sogar noch gut brauchbare Möbel, die weggeworfen werden, einen signifikanten Anteil des Abfalles auf unseren Mülldeponien ausmachen.

Eine Studie des European Environmental Bureau (EBB) sprach bereits 2017 von von 10.78 Millionen Tonnen Möbelabfällen, die jährlich anfallen, ca. 2.2 Millionen Tonnen davon werden in Deutschland weggeworfen. In der Schweiz, mit europaweit führendem Siedlungsabfall pro Kopf pro Jahr von ungefähr 700 Kilogramm, hat die Abfallmenge seit 2000 weiter zugenommen.

Das Problem

Neben der klar ersichtlichen Ressourcenverschwendung, wenn noch reparierbare oder gar noch gut brauchbare, teils überschüssig produzierte Möbel weggeworfen werden, führen Möbelabfälle zu einer hohen Umweltbelastung. Da Möbel oft aus unterschiedlichen Materialien (Holz, Metall, Plastik, etc.) bestehen, können nicht einfach weggeworfen oder recycled werden. Die einzelnen Komponenten auseinanderzunehmen und einzeln zu recyclen ist zeitintensiv und teuer. In Europa werden schätzungsweise 10% der anfallenden Möbelabfälle recycled. Der Rest der Abfälle wird verbrannt oder in eine Mülldeponie gebracht. Ein zusätzliches Problem sind allfällige umweltbelastende und giftige Stoffe und Kleber, die bei der Produktion von Möbeln verwendet werden.

Fast Furniture

Wie bei Fast Fashion hat sich auch in der Möbelindustrie ein Trend in Richtung günstig und massenweise hergestellte Produkte entwickelt. Diese Möbel sind günstig kaufbar und bequem bestellbar. Sie halten jedoch nicht lange und müssen dementsprechend öfters weggeworfen und ersetzt werden. Durch den Wandel in Richtung Fast Furniture ist die Zahl der produzierten und der weggeworfenen Möbel in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen.

Neben der Masse an Abfall setzt die Fast Furniture Industrie zudem oft auf leichte Materialien wie Spanplatten oder Schichtstoffe, um globale Transportkosten einzusparen. Diese Materialien halten jedoch nicht nachhaltige, enthalten synthetische und oftmals schwer abbaubare Bindestoffe und benötigen viel Energie für ihre Produktion. Für den günstigen Einkaufspreis der Möbel zahlt die Umwelt.

Änderung der Möbelindustrie

Der anhaltende Erfolg von Fast Furniture hat Gründe. Durch den beschleunigten Lebensstil unserer Zeit fehlt es Individuuen oft an Zeit und Ressourcen, sich extensiv mit der Möbelwahl auseinanderzusetzen. Zudem sind nachhaltige Möbelalternativen oftmals kaum sichtbar, zugänglich oder erschwinglich.

In den letzten Jahren gibt es jedoch vermehrt lokale Produzenten, Schreinereien und Möbelhersteller, die die Möbelindustrie positiv verändern. Es gibt dabei viele Wege, die in die Richtung einer nachhaltigeren Möbelindustrie führen, so helfen beispielsweise Modelle, die die langfristige Nutzung von Möbeln unterstützen, erhöhte Transparenz über Produktionsbedingungen und Transportwege sowie bessere und langfristigere Reparatur- und Instandhaltemöglichkeiten. Gemeinsam unterstützen wir die Bewegung in Richtung kreislauffähige Möbelindustrie.

Quellen und weiterführende Artikel

Circular Economy Opportunities in the Furniture Sector, 2017. European Environmental Bureau (EEB).

Environmental Impacts of Fast Furniture, 2021. Maier, Ashleigh. White Paper.

Furniture Waste – The forgotten waste stream, RTS Blogpost. 

Wie die Schweiz mit Abfall umgeht, Swissinfo.ch Artikel.